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Zukunft

InnCubator

10.12.2024

Der InnCubator am WIFI Campus in Innsbruck hat sich in den letzten Jahren als Drehscheibe für Innovation und Unternehmertum in Tirol etabliert. Mit über 350 Geschäftsideen, die seit seiner Gründung unterstützt wurden, hat der InnCubator nicht nur Gründer*innen und Start-ups gefördert, sondern durch die beiden Projektpartner Universität Innsbruck und Wirtschaftskammer Tirol auch den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gestärkt. Die Kooperation zielt darauf ab, ein ganzheitliches Innovationsökosystem zu schaffen. Es geht um Vernetzung – nicht nur innerhalb der Start-up-Bubble, sondern auch nach außen. Mit unterschiedlichen Workshops, Programmen oder Projekten wie dem Digital Innovation Hub West, ein Zusammenschluss aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Westen Österreichs, in dem der InnCubator ein Konsortiummitglied ist, möchte man auch heimische Klein- und Mittelunternehmen unterstützen, auf neue Ideen zu kommen und diese erfolgreich umzusetzen. Ziel ist, Wissenstransfer zu ermöglichen und KMU Know-how und Infrastruktur aus dem Start-up- und Technologiebereich des universitären Umfeldes zugänglich zu machen.
 
Viele Strukturen und Prozesse der vergangenen Jahr(zehnt)e funktionieren in der veränderten Welt von heute so nicht mehr. Um auch künftig erfolgreich zu sein, braucht es andere Ansätze und Wege, den Mut, Neues zu wagen, und die Offenheit fürs Ausprobieren. Mit bis dato bewährten Methoden kommt man nicht mehr weiter. Oder nur mehr schwer. Vor allem KMU haben allerdings oft nicht die eigenen Ressourcen, um Innovation voranzutreiben. Kooperation und Kollaboration ist gefragt. „Unternehmen sollen von unseren Erfahrungen aus dem Start-up-Bereich profitieren und Dinge ausprobieren können, für die im Unternehmensalltag oft keine Räume vorhanden sind“, sagt Robert Schimpf. Er hat den InnCubator gemeinsam mit Simon Fuger gegründet. Kathrin Schrebe leitet die Workshops des Digital Innovation Hub West im InnCubator, gemeinsam haben wir sie zum Gespräch getroffen.
 
eco.nova: In der klassischen Definition ist Innovation die Kombination aus einer Erfindung mit deren Kommerzialisierung. Wie wird Innovation im InnCubator gelebt?

Robert Schimpf:
Wir sehen Innovation auf zwei Ebenen. Einerseits geht es darum, als Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil zu finden und sich damit einen neuen Platz am Markt zu erarbeiten bzw. diesen zu festigen sowie einen Möglichkeitsraum für Start-ups zu schaffen. Andererseits tummeln sich bei uns zahlreiche innovative Teams, die versuchen, vorhandene Probleme erstmals oder Problemstellungen anhand neuer Ansätze besser zu lösen.
 
Wird es in einer Zeit, in der schon alles erfunden scheint, schwieriger, „innovativ“ zu sein? Oder anders: Ist Innovation künftig eher evolutionär denn disruptiv?

Robert Schimpf:
Es mag das Gefühl geben, alles sei schon in irgendeiner Form vorhanden. Andererseits sehen wir rückblickend aus acht Jahren Erfahrung am InnCubator, dass es durchaus möglich ist, neue Ideen zu haben. Jedes halbe Jahr, wenn unser Programm beginnt, erleben wir teils gänzlich Neues. Durch die rasche technologische Entwicklung und den immer einfacheren Zugang dazu wird das Feld breiter und es ergeben sich neue Möglichkeiten, auch bereits vorhandene Ideen oder Problemstellungen komplett neu oder anders anzugehen. Innovation wird auch in Zukunft bestehende Produkte und Prozesse verbessern und optimieren, sie wird aber auch disruptiv sein und völlig neue Märkte schaffen.
 
Innovation wird meist mit Start-ups oder großen Konzernen in Verbindung gebracht. Gerade für heimische Klein- und Mittelbetriebe scheint es schwierig, sich im Alltag mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Kathrin Schrebe: Es ist tatsächlich nicht einfach, sich in seinem Geschäftsalltag damit zu beschäftigen. Vielfach fehlen schlicht die Ressourcen dafür. Auch hier setzt der InnCubator bzw. der Digital Innovation Hub an. Der InnCubator ist kein klassisches Start-up-Zentrum, es geht auch darum, universitäres Know-how in die Wirtschaft zu transferieren. Es gibt viele Aspekte aus dem Start-up-Bereich, die auch für KMU relevant sind. In verschiedenen Workshops versuchen wir zum Beispiel, Methodiken für schnelles und agiles Entwickeln, das Start-ups zu eigen ist, auf die Wirtschaft umzumünzen. Meine Schwerpunkte sind Service und Usability Design, vereinfacht gesagt also jene Aspekte, die sich um Kreativität und Ideenentwicklung drehen. Die sind sowohl für Start-ups als auch etablierte Unternehmen gleichermaßen wichtig.

Simon Fuger: Wir bieten am InnCubator zudem die Möglichkeit zum Prototypenbau.  Bei der Umsetzung neuer Ideen ist es wichtig, dass man diese schnell austesten kann. In einem Innovationsprozess gibt es keinen geraden Weg. Meist sieht man erst beim Gehen, wohin die Reise wirklich führt, welche Ideen funktionieren. Oder auch nicht. Unsere Infrastruktur steht dabei Start-ups genauso offen wie KMU. Wir sehen den InnCubator als Spielwiese für Innovation – für Start-ups aber auch die „klassische“ Wirtschaft und am besten in Kooperation. Es gibt im universitären Umfeld und Start-up-Ökosystem derart viel Know-how, das für Unternehmer von Nutzen sein kann, deshalb macht es Sinn, diese beiden Felder künftig noch besser zu verschränken.  Gerade das Potenzial vieler Schlüsseltechnologien, die sich in den letzten Jahren entwickelt haben, ist für ein kleines Unternehmen allein kaum zu heben. Gleichzeitig sind die Strukturen von KMU in der Regel viel offener und flexibler als von großen Unternehmen oder Konzernen. Hier liegt deren Chance, ihren Platz zu finden.
 
In der Start-up-Welt geht es um Schnelligkeit, Skalierbarkeit und rasches Wachstum, während für einen Wirtschaftsstandort eher Werte wie Beständigkeit und Stabilität eine Rolle spielen. Wie lassen sich diese unterschiedlichen Zugänge verbinden?

Simon Fuger: Es ist richtig, dass es im Start-up-Bereich darum geht, ein gewisses Wachstum an den Tag zu legen. Innovation braucht Geschwindigkeit, deshalb ist ein schnelles Wachstum durchaus erwünscht. Gleichzeitig müssen auch die Strukturen dafür geplant werden, damit man nicht zu schnell an seine Grenzen stößt. So gesehen denken auch Start-ups nicht ausschließlich kurzfristig. Und nicht jedem Start-up geht es um den raschen Exit. Stellt sich heraus, dass aus einem Start-up ein Unternehmen samt solidem Mitarbeiterstock werden kann, sehen wir das ebenso als Erfolgsgeschichte und unterstützen dabei.
 
Am InnCubator treffen die unterschiedlichsten Gründer*innen, Ideen und Bedürfnisse aufeinander. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit: Gibt es einen Aspekt, der alle eint bzw. welches Umfeld braucht es, um wirklich innovativ sein zu können?

Robert Schimpf: Gerade in der Gründungsphase sehen wir, dass der wichtigste Aspekt für alle ist, nicht allein zu sein, sondern seinen Weg gemeinsam mit Gleichgesinnten zu gehen, auch wenn die Geschäftsbereiche völlig unterschiedlich sind. Der Austausch untereinander ist extrem wichtig und für jeden hilfreich. Jeder kann von den Meinungen und Erfahrungen der anderen profitieren, deshalb sind Räume wie der InnCubator so wichtig.

Simon Fuger: Abgesehen davon gibt es natürlich grundlegende Dinge, die alle Teams beachten sollten. Wie man ein Projekt generell aufbaut zum Beispiel. Oder dass man seine initiale Idee ganz offen und ehrlich auf den Prüfstand stellt, um herauszufinden, ob es für das Produkt, so wie man es sich vorstellt, überhaupt einen Markt gibt und wie man es gegebenenfalls adaptieren kann, damit es den Marktbedürfnissen besser entspricht. Das alles ist ein Lernprozess, ein Umgehen mit Marktsituationen und Kundengruppen.

Kathrin Schrebe: Ein wichtiger Aspekt ist auch, ein Gefühl dafür zu bekommen, ob man sich Unternehmertum ganz grundsätzlich zutraut. Will ich überhaupt Unternehmer*in werden und was bedeutet es, ein Team zu führen? Was macht das mit mir und meinem Umfeld? Diese Fragen sind für alle gleich – egal ob es sich um eine Deep-Tech-Lösung handelt oder eine klassische Produktentwicklung. Nur weil jemand eine gute Idee hat, ist er nicht zwangsläufig ein guter Unternehmer. Das gilt es, für sich herauszufinden. Wir sind in unserer Betrachtung am InnCubator dabei völlig wertfrei – der Idee als auch den Gründer*innen gegenüber. Wir versuchen allerdings, die richtigen Fragen zu stellen.
RS: Ganz allgemein ist es wichtig zu wissen, welches Potenzial in seiner Idee steckt und ob man selbst Unternehmer werden möchte - das sollte man klären, bevor man mit der Umsetzung beginnt und Zeit und Ressourcen investiert. Wir haben am InnCubator ein breites Netzwerk an unterschiedlichen Expert*innen, die mit ihrem Know-how gerne zur Verfügung stehen und dabei helfen, diesen Entscheidungs- und Entwicklungsprozess möglichst kurz und dennoch professionell zu halten.
 
Innovation geht auch mit dem Begriff der Kreativität einher. Kann man kreativ sein lernen?

Kathrin Schrebe: Die Vorstellung von Kreativität wird sehr unterschiedlich ausgelegt. Ein Künstler wird sie auf einer anderen Ebene sehen, als wenn man sie in Zusammenhang mit Innovation betrachtet. Grundsätzlich geht es darum, etwas Neues zu schaffen und ja, diese Fähigkeit kann man, wie jede andere – zum Beispiel das Spielen eines Musikinstruments – erlernen. Es gibt Menschen, bei denen geht es einfacher, bei anderen weniger, doch es gibt bestimmte Methoden und Techniken, die dabei helfen, schneller ans Ziel zu kommen. Die versuchen wir unter anderem in speziellen Kreativitätsworkshops zu vermitteln. Oft beginnt man damit, bereits Vorhandenes anders zu kombinieren, um damit etwas Neues zu schaffen. Man mag denken, je unkonventioneller ein Prozess, desto kreativer, speziell in Sachen Innovation gilt jedoch: Am Ende spielt das Ergebnis eine Rolle. Und dessen Umsetzung. Kreativität ist ein integraler Bestandteil dieses Innovationsprozesses.
 

Interview: Marina Bernardi
Fotos: Andreas Friedle

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