Da stehen sie, der Alte und der Neue, und es findet sich tatsächlich einiges, das die beiden Amerikaner verbindet. Der knatternde V8-Sound, das sportliche Design und der vor Kraft nur so strotzende Motor sind nur drei gemeinsame Merkmale. Und doch, in einigen Punkten unterscheiden sich die beide. Wie Tag und Nacht quasi. Während der Alte eindeutig Kultstatus erreicht hat und sich nach getaner Arbeit wohlverdient in die symbolische Ruhmeshalle eingliedern darf, scheint der Neue lediglich auf der Suche nach der maximalen Motorenpower und der perfekten Rundenzeit zu sein.
Während der eine also seit mittlerweile 50 Jahren beständig ein bewunderndes Lächeln auf alle Gesichter der umstehenden Personen zaubert, wandelt sich dieser Gesichtsausdruck beim Anblick des neuen Shelby GT 500 in ehrfürchtiges Erstaunen. Diese Reaktion kann man in Anbetracht der Leistungswerte auch niemandem verübeln. Satte 771 PS (567 kW) sitzen beim neuen Straßenflitzer unter der Haube. Diese enorme Leistung verdankt der GT 500 einem nicht weniger beeindruckenden 5,2-Liter-Kompressor-V8-Motor, der scheinbar ohne große Mühe ein maximales Drehmoment von absurden 847 Newtonmeter freisetzt. Diese gewaltige Power wird mithilfe eines sequentiellen 7-Gang-Automatikgetriebes auf die Hinterräder übertragen. Irrwitzig hoch ist dabei mit flotten 330 Kilometern pro Stunde auch die Höchstgeschwindigkeit, denn die ist abgeriegelt. Heißt: Es ginge noch mehr. Der Shelby GT 500 ist definitiv etwas Besonderes, das stärkste jemals von Ford produzierte Auto nämlich.
Nicht weniger beeindruckend sind in Anbetracht seines Alters die Leistungswerte des GT 350 von 1969. Angetrieben wird das 290 PS (213 kW) starke Kultauto ebenfalls von einem V8-Motor mit beachtlichen 5,7 Litern Hubraum. Die Kraftübertragung erfolgt dabei mittels eines 3-Gang-Automatikgetriebes. Zusätzlich freuen darf sich sein Eigentümer über den Umstand, dass von diesem Modell gerade einmal 1.279 Stück gebaut wurden, davon 194 als Cabriolet und weitere 1.085 Stück als Sportsroof mit geschlossenem Dach.
Das sportliche Design beider Modelle passt zur Zeit deren Produktion. Jenes des Alten – lang gezogene Motorhaube, flache Karosserie und seitlich angeordnete Rallyestreifen – eignet sich hervorragend dazu, eine Antwort auf die Frage zu geben, wie die per Definition zwischen 1964 und 1971 gebauten American Muscle Cars ausgesehen haben. Carroll Shelby, der Mann hinter dem Auto, übernahm dabei zwar die Karosserie des aktuellen Mustangs, wandelte allerdings die Front und das Heck ab. Was daraus entstanden ist, sieht man: eine Glanzleistung.
Der Neue indes ähnelt vielmehr der heutigen Ansicht eines (amerikanischen) Rennautos – zweifelsohne eines sehr aggressiven. Einen wertvollen Beitrag zu dieser Einschätzung liefert das optionale Carbon-Fiber-Track-Pack: 20-Zoll-Carbon-Felgen, ein einstellbarer GT-4-Carbon-Spoiler, Recaro-Sportsitze sowie Semislick-Michelin-Sport-Cup-Reifen sind nur einige Features, die den GT 500 in einen wahren Sportflitzer transformieren. Gerade einmal 3,5 Sekunden vergehen beim Sprint des Shelby GT 500 von null auf 100 Stundenkilometer. Im Innenraum wird in korrekter amerikanischer Manier bewusst auf Diskretion gesetzt, ganz dem Motto „Weniger ist mehr“ folgend. Und das muss es auch, denn beim altbekannten Dragrace, der Paradedisziplin eines Mustangs und insbesondere eines Shelbys, entscheidet jedes Gramm über Sieg oder Niederlage.