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Life

Charming Places

18.10.2024

Anja Fischer hat die Onlineplattform „Glücksmomente – Charmingplaces“ gegründet, mit der sie auf wunderbare Reisen mitnimmt – zu besonderen Orten, zu den Geschichten der Menschen dahinter, zu fremden Kulturen, schönen Bildern und dem ganz persönlichen Stück vom Glück. Fischer war mehr als 25 Jahre lang Inhaberin eines renommierten Boutique-Reiseveranstalters mit einem exklusiven Portfolio, das sich vor allem durch Liebe zum Detail, Stil und Qualität ausgezeichnet hat. Verschiedene Entwicklungen in der Branche weg von allem, was ihr bis dato wichtig war, und hin zu anonymen Buchungsplattformen und Preisdumping, ließen Fischer umdenken. „2017 entschied ich mich nach langen Verhandlungen, mich mit einem skandinavischen Konzern zusammenzutun, der die technologischen Lösungen bot, diesem Wahnsinn, wie ich ihn heute nenne, die Stirn zu bieten. Die Symbiose aus High Technology und serviceorientiertem Unternehmen mit Passion und Werten schien ein perfektes Match und wir erzielten ein sensationelles Wachstum. Doch der Kampf um Provisionen und den besten Preis blieb Teil unserer täglichen Herausforderungen“, erzählt sie. Dann kam Corona. Und ein klarer, rigoroser Entschluss: „Ich würde alles hinter mir lassen müssen, was an die Form eines klassischen Reiseveranstalters gebunden ist, um dahin zurückzukehren, wo alles begann: zur Liebe zum Produkt, zu den Menschen, den Gastgebern, den Destinationen – und dahin, etwas von Grund auf neu gestalten zu können, das durchdrungen ist von Werten und Qualität. Das war das Ende des Reiseveranstalters und die Geburtsstunde von Glücksmomente – Charmingplaces.“

eco.nova: Was macht für Sie einen Charming Place aus? Anja Fischer: Abgesehen von einem klar definierten Anforderungskatalog, was Qualität, Stil und ein angemessenes Preisgefüge angeht, muss uns ein Ort emotional berühren und einen Wow-Effekt auslösen. „Die Seelensprache“, wie ich sie immer nenne, muss stimmen.  Die Basis dafür legt die Geschichte des Hauses, der Hintergrund der Eigentümer, deren Passion und Wunsch, etwas Besonderes zu schaffen. Das geht weit über materielle Anforderungen hinaus. Die Ideologie spielt eine wesentliche Rolle. So arbeiten wir ausschließlich mit Hotels und Anbietern zusammen, die ein authentisches und besonderes Erlebnis bieten. Aktuell stellen wir rund 200 solcher Glücksorte in unserer Kollektion vor. Gleichzeitig wollen wir damit Inspirationen liefern, wie man sich schöne Momente, die man mit der Ferne verbindet, auch ins eigene Wohnzimmer holen kann. Indem man zum Beispiel einen guten Wein trinkt, ein schönes Buch liest, das in die Ferne führt, oder eines unserer Rezepte nachgekocht.

Was sind für Sie persönlich Glücksmomente? Hartmut Rosa definiert diese Momente in seinem Buch „Unverfügbarkeiten“ auf wunderbare Weise, indem er den ersten Schneefall beschreibt und den Zauber, der diesem Moment innewohnt: Die Schneeflocken, die sich herabsenken und die Welt um uns herum auf magische Weise wandeln, ohne unser Zutun. Wir können diese Momente nicht herstellen und auch nicht erzwingen. Wir können der Schneeflocken auch nicht habhaft werden. Wenn wir sie in die Hand nehmen, zerrinnen sie zwischen unseren Fingern. Das ist die perfekte Beschreibung eines Glücksmomentes in seiner Unverfügbarkeit. Meine Devise: Wir können diesen Momenten die Chance geben, dass sie passieren können, indem wir ihnen Raum schenken und ihrer gewahr werden. Um sie dann in ihrer ganzen Magie zu fühlen und nachhaltig in Erinnerung behalten.

Woher kommt Ihre eigene Leidenschaft fürs Entdecken besonderer Plätze? Ich glaube, das liegt in meiner DNA. Meine Eltern hatten ein immens gutes Gefühl für Stil und Außergewöhnliches. Dabei bin ich durchaus in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, doch sie beherrschten die Kunst, dass Stil und Wohlfühlen nichts mit Geld zu tun haben, sondern mit Geschmack, Herz und Kreativität. Mein Vater war außerdem ein hervorragender Hobbykoch, so ging Wohlfühlen in schönem Ambiente immer auch mit Genuss einher. In den 1970er-Jahren entdeckten wir in einem Familienurlaub die Toskana und es war um mein Kinderherz geschehen. Ich verliebte mich in das Gefühl, das ich dort erlebte: die Gastfreundschaft, die Gerüche, die Menschen, die Kultur, die Landschaft, das Licht der Sonne. Dieses Gefühl ist seither fest in mir verankert. Orte und Situationen zu entdecken, die dieses Gefühl in mir wecken, wurde zu meiner Passion.

Die Themen Nachhaltigkeit und Achtsamkeit werden auch beim Reisen immer wichtiger. Wohin geht die Zukunft des Reisens? Es gibt eine Formel, die Andreas Koch, ein Experte für nachhaltiges Reisen, statuiert hat, die es aus meiner Sicht perfekt auf den Punkt bringt: „Nachhaltiger Tourismus der Zukunft ist die Summe an positiven Beziehungen, die er fördert: Der Beziehung zwischen Gast, Gastgeber, dessen Mitarbeitern, den Lieferanten, der Destination und unserer Mutter Erde.“ Profitiert einer auf Kosten des anderen, ist das Modell endlich und damit nicht nachhaltig. So werden hoffentlich Billigflüge, Pauschalreisen zum Schnäppchenpreis und schnelle Kurzreisen mit dem Flugzeug schon aus ökologischen Gründen immer weniger vorkommen. Dafür könnte es einen Trend zum „Slow Travel“ geben, also wieder weniger, aber dafür längere Reisen mit alternativen Verkehrsmitteln wie Bahn und Schiff. Außerdem ermöglicht uns das digitale Arbeiten immer mehr, an schönen Orten dieser Welt zu verweilen und gleichzeitig von dort aus zu arbeiten. Arbeiten und Reisen ist kein Gegensatz mehr, sondern eine Kombination. Nicht zu vergessen, dass sich die klassischen Ziele für die Sommerdestinationen durch den Klimawandel sicher auch verändern bzw. mehr auf andere Jahreszeiten verlagern werden.

Anja Fischer’s Glückstipps:

Für Städtereisende:
Echt, pur und authentisch ist das norditalienische Städtchen Reggio Emilia. Die Reggiani sind offen, sonnig, herzlich und es gibt wunderbare Restaurants, typische Trattorien, nette Geschäfte und man kann alles zu Fuß erkunden. Ein Kleinod mitten in der Altstadt ist der Charmingplace Locanda la Concia. Man fühlt sich ein bisschen wie in einem marokkanischen Riad, der von außen nicht zeigt, welches Juwel sich hinter den rustikalen Steinmauern verbirgt. Ein Mix aus erlesenem Vintage und neuem Design.

Für Südtirol-Liebhaber:
Der Ansitz Steinbock in Villanders ist eine Kombination aus einer bewegenden Geschichte und gelebter Gastkultur mit der unverkennbaren Handschrift von Gastgeberin Elisabeth. Für Designfans, Foodies und alle, die nach einer sinnlichen Erfahrung für den Gaumen und das Herz abseits des Alltags suchen. Ein Charmingplace erster Güte!

Geheimtipp:
Wenn ich privat verreise, liebe ich die Einfachheit. Im Frühjahr war ich an der lykischen Küste in der Türkei. Das kleine sympathische Anwesen Avalon Kabak Beach mit seinen elf Bungalows erfüllt aus meiner Sicht wirklich alle Kriterien für einen Urlaubs-Geheimtipp: Atemberaubende Ausblicke über das Meer, herrliche Natur, absolute Idylle und Frieden sowie sehr herzliche Gastgeber.

www.charmingplaces.de



Fotos: Alex Moling

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