eco.nova: Es wird gerade auch von der Industriellenvereinigung gerne vor einer schleichenden Deindustrialisierung gewarnt. Sie haben sich das Ziel gesetzt, die Industrieregion Tirol im europäischen Vergleich bis 2030 unter die Top-20-Regionen zu bringen. Wie geht das mit dem Schreckgespenst der Deindustrialisierung zusammen? Max Kloger: In den deutschen Zeitungen ist zu lesen, dass die Energiewende funktioniert, weil weniger Energie verbraucht wird. Tatsächlich ist es so, dass der Energieverbrauch sinkt, weil Industriearbeitsplätze wegfallen. Die globalen Konzerne investieren nicht mehr in Europa, sondern woanders. Die Deindustrialisierung ist real. Genau deshalb, weil wir schwierige Rahmenbedingungen haben, müssen wir etwas ändern, damit uns das hier nicht auch passiert. Unsere Strategie sehe ich als Gegenmaßnahme, damit wir nicht ins Hintertreffen geraten.
Ist günstige Energie ein absolutes Muss, um den Industriestandort Tirol, Österreich und nicht zuletzt Europa konkurrenzfähig zu halten? Es ist eine Kombination mehrerer Themen, die ausschlaggebend dafür sind, dass Europa momentan in Schwierigkeiten ist. Einerseits sind es die Energiekosten: Gefühlt haben wir in Europa den großen Peak zwar überwunden, Energie ist aber immer noch um das Zwei- bis Dreifache teurer als im Rest der Welt. Geht das mittelfristig so weiter, wird das zu großen Schwierigkeiten führen. Ein weiteres Thema ist die hohe Inflation der letzten Jahre, die besonders in Österreich, aufgrund der damit verbundenen hohen Kollektivvertragsabschlüsse, die Lohnkosten stark nach oben getrieben hat. Die hohen Energie- und Personalkosten haben dazu geführt, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe in Österreich und auch in Europa stark gesunken ist. Das dritte Thema ist, dass wir nicht nur einen Fachkräftemangel haben, sondern einen generellen Personalmangel. Es gibt Studien, die sagen, dass 2030 im produzierenden Bereich 5.000 Stellen nicht mehr besetzt werden können. Umso mehr ist es notwendig, mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen. Der Wirtschaftsstandort muss durch innovative Maßnahmen dringend wieder attraktiver werden, damit sich neue Unternehmen ansiedeln wollen und bestehende nicht abwandern.
Im Gegensatz zur Energiepolitik und Inflation ist die demografische Situation ein Problem, vor dem so gut wie alle westlichen Industriestaaten stehen. Ja. Die Personalkosten sind aber etwas unterschiedlich zu sehen. Länder in Europa, die bei der Preisexplosion eine andere Energie- und Wirtschaftspolitik verfolgt haben, hatten nicht diese hohe Inflation und Arbeitskostensteigerung. Es gibt also auch innerhalb Europas ein deutliches Gefälle.
Europa gefällt sich in seiner Rolle als Soft Power, als Zivilmacht, die vor allem über eine stetige Expansion des Dienstleistungsbereichs wohlhabend bleiben möchte. Es zeigt sich zunehmend, dass das dauerhaft nicht funktionieren wird. Die Krisen der letzten Jahre – Pandemie, ein neuer Kalter Krieg, Rückzug der Globalisierung, Krise des kritischen Denkens und damit der Demokratie – zeigen das. Kurzzeitig schien es inmitten der Pandemie so, als würde eine Art Reindustrialisierung angestrebt. Wie sieht es heute damit aus? Wenn man sich die Pharmaindustrie in Tirol anschaut, dann gab es eine Zeit, in der überlegt wurde, gewisse Dinge ins Ausland zu verlagern. Da hat sich etwas geändert. Europa ist draufgekommen, dass es erpressbarer wird, wenn keine Antibiotika mehr am Kontinent produziert werden. Dieses Bewusstsein hat im einen oder anderen industriellen Bereich schon Einzug gehalten, aber man darf nicht davon ausgehen, dass das für alle Industrien gilt. Der große Umkehrschwung ist nicht eingetreten.
Wird Reindustrialisierung mit zunehmenden Krisen und globalen Unwägbarkeiten zukünftig noch mehr Fahrt aufnehmen? Wir sind davon überzeugt, dass es eine Verbesserung der Rahmenbedingungen braucht, damit es sich wieder lohnt, hier zu produzieren. Dafür müssen wir alle Kräfte aufbieten. Der Wohlstand in diesem Land beruht darauf, dass wir eine gute Kombination aus Industrie, Tourismus und Dienstleistung haben. Wollen wir diesen Wohlstand behalten, müssen wir gegensteuern. Das haben wir mit dem Strategischen Aktionsprogramm der Tiroler Industrie 2030 vor.
Tirol identifiziert sich selbst überwiegend als Tourismusland und wird auch von außen so wahrgenommen. Dabei ist Tirol auch ganz wesentlich ein Industrieland. Brauchen wir eine neue Wertschätzung für die Industrie? Dem kann ich nur zustimmen. Ja, die brauchen wir. Wir beschäftigen heute schon mehr als 40.000 Arbeitnehmer*innen in der Industrie. Wir zahlen die höchsten Löhne. Wir haben 2023 eine Bruttowertschöpfung von rund 13,7 Milliarden Euro und damit 38,9 Prozent der gesamten Tiroler Bruttowertschöpfung erzielt. Insofern ist die Industrie der Wirtschaftsmotor Nummer eins. Diese Leistung wird in der Öffentlichkeit nicht in dem Ausmaß wahrgenommen, wie es den Zahlen entspricht. Hier sind wir gefordert, Maßnahmen zu setzen, um die Wertschätzung zu verbessern.
Es ist bekannt, dass in Tirol bereits relativ sauber produziert wird. Muss sich die Industrie nicht dennoch ökologisch nachhaltiger aufstellen, um ihre Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen? Die Industrie war immer schon ein Vorreiter in der ökologischen Produktion und das muss sie auch in Zukunft bleiben. Dem haben sich unsere Industriebetriebe verschrieben. Mit den Produktionsmethoden von heute emittieren wir um 685.000 Tonnen CO2 weniger als vor einem Jahrzehnt, obwohl wir heute mehr produzieren als noch vor zehn Jahren. Die Industrie hat bereits in Energieeffizienz, die Nutzung von Prozesswärme und Photovoltaik investiert, als das politisch und in der Öffentlichkeit noch kein großes Thema gewesen ist. Besonders für energieintensive Unternehmen sind Effizienzsteigerungen auch eine ökonomische Notwendigkeit. Man wartet deswegen nicht darauf, dass politisch etwas passiert, sondern ist Vorreiter.
Tirol als Industrieland ist historisch an und für sich ein Paradebeispiel dafür, dass sich dort, wo die Nutzung von Wasserkraft möglich gewesen ist, Industrie entwickeln konnte. Die Plansee-Gruppe hat sich aufgrund des Wasserkraftpotenzials des Plansees dort angesiedelt, wo sie heute ist. Swarovski hat sich ursprünglich auch am Wattenbach entwickelt. Das Thema Energie war, ist und wird auch zukünftig entscheidend sein. Wären wir in Tirol stromautark, wären wir nicht mehr Spielball der Börsen. Das ist ein wesentlicher Eckpunkt unserer Forderungen. Dabei geht es nicht nur um energiewirtschaftliche Großprojekte, sondern um jedes einzelne Vorhaben, das dabei hilft, die Stromautarkie zu erreichen. Die Stromerzeugung mit Photovoltaikanlagen ist sehr zu begrüßen, allerdings nur an sonnigen Stunden möglich. Viele Industriebetriebe produzieren rund um die Uhr und daher braucht es auch Energieerzeugungsformen, die eine kontinuierliche und stabile Energieversorgung gewährleisten. Während die Windkraft in Tirol aus topographischen Gründen nur sehr begrenzt umsetzbar sein wird, ist die Wasserkraft der wesentliche Pfeiler der Stromerzeugung in Tirol. Neben Laufkraftwerken für die Grundlast werden zunehmend Speicherkraftwerke von Bedeutung werden, da man zum Beispiel Photovoltaik- oder Windkraftstrom dazu verwenden kann, um die Speicher zu füllen und dann Strom produzieren zu können, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Das ist ein Generationenthema. Wir haben erlebt, was es heißt, energiepolitisch erpressbar zu sein. Der Ausbau der Wasserkraft kommt also nicht allein der Industrie zugute, sondern der gesamten Tiroler Bevölkerung.
Orten Sie diesbezüglich vonseiten der Landespolitik ein gesteigertes Problembewusstsein? Ich glaube, dass die Bewusstseinsbildung diesbezüglich voll im Gange ist. Tirol hat dank der Wasserkraft enormes Potenzial, energieautark zu werden. Das ist aus meiner Sicht der Zukunftshebel schlechthin.
Sie haben einen konkreten strategischen Aktionsplan vorgelegt. In welchen Bereichen sehen Sie die größten Herausforderungen für den Industriestandort Tirol, was ist der größte Hemmschuh für die Wettbewerbsfähigkeit? Energiepreise, Arbeitskosten und Personalmangel sind die drei mit Abstand größten Hemmschuhe. Es ist die Kombination dieser Faktoren, die besonders herausfordernd ist.
Würden Sie so weit gehen wollen, von einem aus Sicht der Industrie toxischen Mix zu sprechen? Aktuell ist dieser Mix tatsächlich toxisch. Internationale Konzerne kündigen ihren Rückzug nicht großartig an, sondern kehren heimlich, still und leise dem Wirtschaftsstandort den Rücken. Jammern bringt uns aber nicht weiter. Deshalb haben wir ein konkretes Aktionsprogramm entwickelt, in das wir unsere Energie stecken wollen. Das klassisch österreichische Raunzen und Krankjammern hilft uns nicht weiter. Wir haben in Tirol den großen Vorteil, gestandene Unternehmerfamilien zu haben, die hier wohnen, hier verwurzelt sind und hier bleiben wollen. Die brauchen eine Zukunftsperspektive. Wenn das Ziel bekannt ist und an dessen Erreichung gearbeitet wird, erzeugt das Zuversicht und Geduld. Wenn nichts passiert, setzt Resignation ein. Das können wir uns in Tirol nicht leisten.
Es wurde unlängst eine ziemlich fruchtlose Debatte über die 41-Stunden-Woche vom Zaun gebrochen. Wäre gerade in Tirol, wo sehr viel in Teilzeit gearbeitet wird, nicht die Erhöhung der Vollzeitquote sinnvoller als die Ausweitung der Wochenarbeitszeit? Es gibt Studien, die besagen, dass die Anzahl der geleisteten Wochenarbeitsstunden zurückgeht. Mehr Menschen in Vollzeit zu bringen, ist das Gebot der Stunde. Zahlreiche Pensionist*innen, die gerne noch arbeiten würden, können das aufgrund der abgabenrechtlichen Situation nur geringfügig tun. Was über die Geringfügigkeitsgrenze hinaus geleistet wird, ist finanziell völlig unattraktiv. Dabei handelt es sich um Menschen, die voll ausgebildet sind und bereits hier wohnen. Es wäre im Kampf gegen den Personalmangel ein ganz großer Hebel, diese Menschen länger im Arbeitsleben halten zu können. Zur Arbeitszeit ist noch zu sagen, dass das, was die EU mit dem Green Deal an zusätzlicher Bürokratie hereingebracht hat, auch administriert werden muss. Das bringt keinen Produktivitätsfortschritt, sondern nur zusätzlichen Aufwand. Es liegt auf der Hand, dass das partiell mit Mehrarbeit abgefedert werden muss. Es greift aber zu kurz, diese Diskussion nur an plakativen Schlagworten wie der 32- oder 41-Stunden-Woche aufzuhängen. In der Praxis werden wir flexibel bleiben müssen.
Wie beurteilen Sie die diametrale Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung, die unter anderem mit steigender Produktivität argumentiert wird? Eine Verkürzung ist sicherlich das falsche Mittel, wenn bereits heute zu wenig Menschen in Beschäftigung sind und zukünftig der Mangel aus demographischen Gründen sogar noch größer wird. Wenn wir heute 40.000 Leute beschäftigen und 5.000 fehlen, kann man sich vorstellen, was das für den Produktivitätsfortschritt bedeutet. Diese Diskussion um eine Arbeitszeitverkürzung ist ein polemischer Akt. Vielleicht ist eine Debatte um die Verlängerung ähnlich zu sehen. Es wird punktuell mehr gearbeitet werden müssen und es braucht Anreize, damit die Leute mehr Vollzeit arbeiten und auch in der Pension noch nebenher arbeiten können. Es ist mir vollkommen unverständlich, warum jemand, der sein Berufsleben lang Pensionsversicherungsbeiträge bezahlt hat, das bei einer Nebenbeschäftigung in der Pension weiterhin tun sollte.
Ist die Tiroler Industrie als Arbeitgeber für Frauen attraktiv genug? In unserem Programm haben wir die Forderung nach der verpflichtenden Kinderbetreuungsmöglichkeit ab dem ersten Lebensjahr angeführt. Das braucht es dringend, weil das Familien die Chance gibt, erwerbstätig zu sein. Es wird Initiativen geben und Pilotregionen, wo das ausprobiert werden soll. Wenn die Voraussetzungen geschaffen sind, wird es mehr Menschen möglich sein, berufstätig zu sein. Das kann ein Frauenthema sein, betrifft aber sicher beide Geschlechter.
Die Politik dürfte in Sachen Kinderbetreuung Handlungsbedarf erkannt haben. Hat es sich aber alternativ zum Warten auf politische Lösungen bewährt, wenn die Unternehmen selbst aktiv geworden sind und Kinderbetreuungsplätze organisiert haben? Ich glaube, dass die Betriebe, die dahingehend investiert haben, etwas sehr Gutes gemacht haben. Das Recht auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr gibt aber allen diese Möglichkeit. Betriebsinterne Betreuung können allgemein nur große Unternehmen anbieten. In Tirol gibt es aber sehr viele kleinere und mittelgroße Unternehmen. Es muss ja die ganze Wirtschaft funktionieren und nicht nur der eine oder andere Leitbetrieb, der sich das leisten kann. Der rechtliche Anspruch ist jedenfalls die richtige Antwort auf die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Die Wirtschaft leidet nicht nur unter einem Mangel an Fachkräften, sondern an einem generellen Personalmangel. Was können Arbeitskräfte aus der EU und aus Drittstaaten beitragen, diesen Mangel zu lindern? Stellt Sie der Status quo zufrieden oder brauchen wir weniger Bürokratie und mehr Willkommenskultur? Die Situation ist absolut nicht zufriedenstellend. Wir haben gemeinsam mit anderen Institutionen bewusst in Tirol die Initiative „Welcome Service Tirol“ unterstützt, die internationalen Arbeitskräften beim Einstieg in Tirol helfen soll. Ich war selbst im Ausland tätig und weiß, was es bedeutet, wenn man mit der Familie, mit Kindern in die USA geht und dort lebt und arbeitet. Willkommenskultur ist ein ganz entscheidender Punkt, um internationale Spitzenkräfte nach Tirol zu bringen. Da stehen wir in Tirol vor einer großen Herausforderung: Wir begrüßen Gäste aus aller Welt auf eine herzliche Art und Weise, aber sobald jemand zum Arbeiten kommt, hört die Willkommensfreude schlagartig auf. Wir sind gut beraten, an unserer ehrlichen Willkommenskultur zu arbeiten.
Es gibt erste, noch zarte Bestrebungen, die Wirtschaft in Richtung einer Kreislaufwirtschaft umzubauen. Wie sieht man das Thema in der Industrie? Wird das als Notwendigkeit oder als Illusion empfunden oder als irgendetwas zwischen diesen Polen? Die Circular Economy ist in ganz vielen Industriebetrieben bereits angelegt. Und das nicht erst seit gestern, sondern grundsätzlich. Es gibt mittlerweile aber unzählige Projekte, um diese Kreislaufwirtschaft weiter anzuschieben, etwa in der Verpackungswirtschaft. Was im Sinne der Kreislaufwirtschaft wiederverwertet werden kann, muss auch wiederverwertet werden. Da ist insbesondere die Industrie vorne dabei, da sich das Recycling der hochwertigen Rohstoffe, die in der Industrie verarbeitet werden, besonders anbietet. Von unserer Seite also ein ganz klares Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft. Nicht erst in Zukunft, sondern wir sind bereits mittendrin.
Die EU verfolgt diesbezüglich ambitionierte Ziele. Ist die Forcierung der Kreislaufwirtschaft begrüßenswert oder kann das ein Wettbewerbsnachteil sein? Es muss kein Nachteil sein, wenn man früh dran ist. Dass wir uns in Europa manchmal Dinge auferlegen, die uns benachteiligen, ist ein anderes, spezielles Thema. Das Bekenntnis zur Ökologisierung ist in Europa ein sehr breites und muss auch als Chance wahrgenommen werden. Es gibt einen intensiven Austausch zwischen Industrie und Forschungseinrichtungen, damit wir uns hier einen Vorteil erarbeiten können.
In der Industrie verdient man überdurchschnittlich gut. Dennoch gibt es mit Inflation, Grundstücks- und Bau- bzw. Immobilienpreisen eine allgemeine Leistbarkeitskrise, die wiederum zu einer Motivationskrise bei den Arbeitnehmer*innen führen könnte. Sehen Sie hier die Politik gefordert? Man muss schauen, dass die Leute Interesse an einer Vollzeitbeschäftigung haben. Das muss sich lohnen. Diejenigen, die mehr leisten, dürfen dadurch in der Abgabenstruktur nicht benachteiligt sein. Leistung muss sich lohnen. Ist das der Fall, wird Vollzeitarbeit und das Leisten von Überstunden wieder attraktiver. Man darf aber nicht pauschal sagen, dass es den jungen Menschen an Leistungsbereitschaft fehlt. Leider raunzen wir aber in typisch österreichischer Manier lieber, als jene jungen Leute vor den Vorhang zu holen, die hochmotiviert sind und etwas weiterbringen wollen.
Die Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Derweil hat Europa in dieser Hinsicht nicht viel vorzuweisen und droht einmal mehr ins Hintertreffen zu geraten. Lassen sich durch deren Einsatz in der Industrie signifikante Produktivitätssteigerungen erzielen? Eine neue Technologie wird sich nur durchsetzen, wenn sie auch etwas bringt. Würde die KI keinen Produktivitätsfortschritt bringen, wäre sie zum Scheitern verurteilt. Europa ist leider in der Entwicklung der KI nicht ganz vorne dabei, wir haben aber in deren intelligenter Anwendung und Nutzbarmachung eine gute Chance. In Tirol gibt es bereits entsprechende Initiativen.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass jene, über die Bericht erstattet wird, mit den Berichterstattern unzufrieden sind. Zeit für ein wenig Medienschelte: Was können die Medien in der Berichterstattung über Industrie und Industriepolitik besser machen? Ich glaube, dass wir nicht nur medial, sondern gesellschaftspolitisch vor der Herausforderung stehen, dass negative Nachrichten mehr wahrgenommen werden als positive. Da müssen wir kollektiv den Umkehrschwung schaffen und wieder konstruktiver werden. Das miteinander Reden, Programme für die Zukunft entwerfen – und sich mit diesen auch kritisch auseinandersetzen – wird’s ausmachen. Wir brauchen die kritische Auseinandersetzung und den Diskurs darüber, wo wir als Gesellschaft hinwollen, aber eben konstruktiv statt destruktiv.
Sie wollen die Tiroler Industrie voranbringen. Was stimmt Sie optimistisch, dass das gelingen wird? Was mich sehr optimistisch stimmt: Die Politik hat erkannt, dass sich etwas ändern muss. In der Erarbeitung unserer Strategie haben wir außerdem gesehen, dass es sehr viele Leute gibt, die mitwirken und Veränderung mittragen wollen. Wir wollen die Menschen abholen und alle maßgeblichen Kräfte einladen, gemeinsam dafür Sorge zu tragen, dass der Industriestandort Tirol und damit das Land und seine Menschen eine gute Zukunft haben.
Interview und Fotos: Marian Kröll