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Wirtschaft

Geld und so

11.9.2021

Nicht mehr nur Arbeitnehmer müssen sich heute selbst verkaufen. Auch Arbeitgeber müssen es. Employer Branding nennt sich das – um gute Mitarbeiter auf der einen Seite erst mal zu finden und sie auf der anderen schließlich zu halten. Mitarbeiter und Unternehmer kommen dabei immer mehr drauf: Geld allein macht nicht glücklich. Vor allem in Bereichen, in denen man ohnehin bereits gut verdient. 

Mit den aktuellen Umbrüchen entsteht ein neues Sinndenken. Wenn ein guter Mitarbeiter keinen Sinn mehr in seiner Arbeit sieht, kann man ihn auf monetärer Ebene vielleicht dazu motivieren, noch ein paar Monate zu bleiben. Mehr aber vermutlich nicht. „Die Werte haben sich mit der neuen Arbeitnehmergeneration sehr verändert. Früher war es wichtig, als langjähriger Mitarbeiter im Unternehmen Karriere zu machen und viel zu arbeiten, um die Familie zu ernähren. Das ist heute nicht mehr so. Was sich definitiv verändert hat, ist die Zugehörigkeitsdauer. Wir stellen fest, dass junge Mitarbeiter öfter wechseln und eine lange Zugehörigkeit nicht mehr sehr attraktiv ist“, sagt eine Personalentwicklerin eines Unterländer Unternehmens. „Wir können feststellen, dass die neue Generation sehr viel Wert auf die ‚weichen‘ Faktoren legt und weniger durch finanzielle Mittel gelockt wird.“ 

Employer Branding orientiert sich quasi folgerichtig grundsätzlich an zwei Dingen: Sinn und Orientierung. Arbeitnehmer brauchen das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Und sie müssen wissen, wo die Reise hingeht. Um als Arbeitgeber zur Marke werden zu können, braucht es folglich viel Beschäftigung mit sich selbst. Das mögen allerdings die wenigsten. Doch Unternehmer müssen wissen, wofür sie und ihr Unternehmen stehen, wer sie sein und wo sie hinwollen. Das braucht Selbstreflexion und die Fähigkeit, sich einzugestehen, dass man sich gegebenenfalls ändern muss.

Unternehmen, die ihr Image nach innen nicht verkaufen können, haben definitiv ein Problem. Wenn ein Unternehmen nach innen nicht funktioniert, kann es auf Dauer nicht erfolgreich sein. Andererseits muss es sich auch nach außen klar deklarieren, weil sich gute Mitarbeiter heute kaum mehr auf eine Stellenanzeige in der Tageszeitung bewerben. Die Besten bewerben sich nicht, sie werden umworben. Gute Leute findet man fast nicht mehr dort, am Markt. Die stehen hier nicht einfach rum und warten. Wie also kann man für High-Potentials attraktiv werden? Indem man ihnen wertschätzend und auf Augenhöhe gegenübertritt und die Wertegerüste von Arbeitnehmer und -geber zusammenpassen. „Wir bemühen uns, allen unseren Mitarbeitern respektvoll gegenüber zu agieren. Bei Fröschl kann jeder Karriere machen, der will und Leistung zeigt. Wir sehen dies auch auf Grund der Tatsache, dass bei uns oft mehrere Familienmitglieder und langjährige Mitarbeiter arbeiten und das teilweise schon in dritter Generation. Flache Hierarchien, ein soziales Miteinander und eine offene, respektvolle Kommunikation sind uns wichtig. Wir leben es vor und es bestimmt auch unser Handeln. Unsere Werte werden – was uns sehr freut – auch in der kleinsten Partie gelebt“, beschreibt es die Personalentwicklung des Haller Bauunternehmens. Und dass es damit vieles richtig macht, zeigt die Tatsache, dass die Fröschl AG & Co KG auch 2021 wieder unter die Top-Arbeitgeber Österreichs im trend-Ranking gereiht wurde. Wie zum Beispiel auch die Universität Innsbruck, die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG, die Tiroler Versicherung, die BTV – Vier Länder Bank oder das Management Center Innsbruck. Auch das Bezirkskrankenhaus/BKH Kufstein findet sich im Ranking: „Ein Krankenhaus produziert nichts, sondern erbringt Dienstleistungen – und zwar in einer für den Patienten unglaublich persönlich verspürbaren Weise. Damit Patienten spüren, dass uns nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihre subjektive Befindlichkeit ein Anliegen ist, müssen sich unsere Mitarbeiter selbst wohl fühlen. Bei dieser Art der Dienstleistung, die wir erbringen, merken (zumindest die stationär betreuten) Patienten zumeist ganz schnell, ob es im Team gut läuft oder Ärger gibt. Und wir wollen, dass es gut läuft“, beschreibt Verwaltungsdirektor Wolfgang Schoner.

Auf die Frage, was denn seiner Meinung nach einen guten Arbeitgeber ausmache, antwortet Schoner mit Attributen, die wohl gleichsam allgemeine Gültigkeit haben dürften: nachvollziehbare, eindeutig definierte Hierarchien, und zwar völlig unabhängig davon, ob sie flach oder steil sind, und damit einhergehende Führungskompetenz und -verantwortung, eine klare Kommunikation und ein Wertebild, das, wenn es nicht gemeinsam mit den Mitarbeitern erarbeitet, dann trotzdem letztlich von allen mitgetragen wird. Und ganz wichtig: eine ausgeprägte Fehlerkultur. „In unserem Haus herrscht eine Kultur, die jeden noch so banalen Hinweis auf eine mögliche Fehlfunktion mit ehrlicher Aufmerksamkeit quittiert“, sagt Schoner. „Das war nicht immer einfach“, gesteht er, „aber wir haben in vielen Gesprächen letztlich jede Führungskraft zum Mitmachen bewegen können.“ Langfristig führe eine gute Stimmung im Team auch dazu, dass die (Sozial-)Leistungen des Arbeitgebers (im Fall des BKH Kufstein Kantine, Betriebsgarconnieren oder Kinderkrippe und -garten) mehr geschätzt werden, ist der Krankenhausdirektor überzeugt: „Fühlen sich Mitarbeiter wohl, verstanden und respektiert, führt das auch dazu, dass das Handeln und die Entscheidungen der Führungskräfte – sowohl auf der unmittelbaren Ebene als auch auf höchster Betriebsebene – positiver eingeschätzt werden.“

Text: Marina Bernardi


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