Der Naturpark Karwendel feiert heuer sein 15-jähriges Bestehen in seiner jetzigen Ausprägung. Das Schutzgebiet selbst besteht indes seit 95 Jahren. In der Leitung des größten Naturparks Österreichs fand im Frühjahr ein Wechsel statt, allerdings bleibt er in bewährter Hand: Hermann Sonntag übergab den Staffelstab an seinen bisherigen Stellvertreter Anton Heufelder.
Der Tiroler Naturschutzlandesrat René Zumtobel nannte Hermann Sonntag, der den Naturpark praktisch seit Beginn leitete, „Herz und Seele des Karwendels“. Der wiederum verwies in aller Bescheidenheit auf eine Leistung seines ganzen Teams. Und tatsächlich ist der neue Chef, Anton Heufelder, nahezu gleich lang mit in diesem Team wie Sonntag. Der gebürtige Bad Tölzer studierte Geografie in Regensburg und kam nach einer kurzen Zwischenstation beim Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen im Juni 2009 zum Naturpark Karwendel. Der Andrang auf den Posten für Umweltbildung und Besucherangebote war damals riesig, erinnert sich Heufelder: „Es waren 60 Bewerbungen auf die Stelle.“ Heufelder war Zweitgereihter, weil die Erstgereihte sich aber anders besann, kam er zum Zug. Neu war ihm das Karwendel als Bayer selbstverständlich damals schon nicht: „Es war von jeher meine Hauptdestination für Freizeitaktivitäten und mir als Tölzer natürlich vertraut. Die Leidenschaft dafür ist bis heute ungebrochen.“
Kein Tag ohne Lachen
Kernaufgabe von Heufelder waren vorerst die Umweltbildung und Organisation der Besucherangebote. Was angesichts von fast 400 Veranstaltungen pro Jahr ein ganzer Brocken ist. Doch es kamen nach und nach weitere Jobs dazu: die Betreuung von Projekten, die Ausarbeitung einer Klimapädagogen-Ausbildung und nicht zuletzt die Arbeit als Stellvertreter von Hermann Sonntag. Eigentlich, so scherzt der 46-Jährige, wollten beide gemeinsam bis zur Pensionierung beim Naturpark bleiben: „Aber Hermann treibt da jetzt ein bisschen quer.“ Sonntag entschloss sich nämlich, selbstständig zu werden. Dass er dessen Nachfolge antreten sollte, habe ihn „eiskalt erwischt. Ich habe zwei Nächte schlecht geschlafen, aber dann war für mich ganz klar, dass ich das machen möchte.“
Der neue Leiter weiß auch ein starkes Team hinter sich: „Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht lachen. Wenn es im Team stimmt, dann geht auch etwas weiter. Es sind viele kleine Dinge, die zum Gelingen beitragen. Außerdem haben wir einen sehr guten Vorstand, der uns freie Hand lässt.“ Auch Heufelders neue Stellvertreterin, Marina Hausberger, kennt den Naturpark und dessen zahlreiche Akteure schon seit Praktikumszeiten.
Die inhaltlichen Weichen für die nächsten fünf Jahren wurden mit einem neuen Programm bereits gestellt. Zu den bisherigen fünf tragenden Säulen – nebst Naturschutz sind das Erholung, Umweltbildung, Forschung und Regionalentwicklung – kommen zwei weitere hinzu: Biodiversität und Klimawandel. So wurden 24 Arten definiert, für die der Naturpark eine nationale oder gar europaweite besondere Verantwortung trägt. Dazu gehören etwa der Schwarzspecht oder der Flussuferläufer. Den Klimawandel indes will man praktisch bei allen Aktivitäten des Naturparks sichtbar machen. Dabei, so Heufelder, habe man nicht nur Ziele definiert, sondern auch Kriterien dafür, wann diese Ziele tatsächlich als erreicht gelten. Flexibel will man dennoch bleiben: „Wenn sich irgendwo eine Chance, ein Projekt auftut, dann werden wir die Gunst der Stunde nutzen.“
Text: Uwe Schwinghammer
Foto: Tirol Werbung / Jens Schwarz
Aus: Dahoam Sommer 2023 / Seezeit Sommer 2023