Es gibt Wohnsituationen, die deren Bewohner*innen ausgiebiges Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte bescheren. Wer hat schon ein Traumhaus mit Garten, das pflegeleicht, hell sowie flexibel nutzbar ist und für alle Lebenslagen perfekt passt? Wohnräume können gefühlsmäßig zu klein, zu groß, zu nieder, zu hoch, zu dunkel, zu hell und sogar zu schön sein, um ihre Bewohner*innen so richtig glücklich zu machen. Doch worauf kommt es beim Wohlfühlwohnen an?
Ein erster Tipp ist, alteingesessene Einrichtungsangewohnheiten zu überdenken und zu reflektieren, was man selbst wirklich braucht und mag. Sind etwa das 2 x 2 Meter große Ehebett mit Nachtkästchen rechts und links mitten im Raum, eine monströse Eckbadewanne, eine repräsentative Showtreppe oder ein zweimal jährlich genütztes Speisezimmer wirklich sinnvoll oder könnte man diese verschwendeten Quadratmeter besser nutzen? Mag ich den einen Holzboden, den jetzt alle haben, und nutze ich eine vier Meter lange Kochinsel tatsächlich? Wohntrends hat es schon immer gegeben und das ist auch gut so, in erster Linie sollten beim Wohnen jedoch die eigenen, ganz individuellen Bedürfnisse und Wünsche immer im Vordergrund stehen. Unseres Tipps, um selbst aus schwierigen Gegebenheiten das Beste herauszuholen.
Stauräume kann man nie genug haben
Jeder noch so kleine, ungenützte Winkel kann bei Bedarf geschickt bespielt werden. Nischen, Dachschrägen, Zwischenebenen, der Bereich unter Treppen und besonders Raumteiler oder unscheinbare Schrankwände bieten viel Platz und können sogar fehlende Abstellräume ersetzen. Wichtig sind ein fachgerechter Einbau der entsprechend angepassten Möbel und schlichte Oberflächen, die bestenfalls eins werden mit der Umgebung und damit optisch fast verschwinden.
Die Decke fällt mir auf den Kopf
Niedrige Raumhöhen können schnell erdrückend wirken. Zu einem freieren Wohngefühl tragen helle Farben und Wand- statt Deckenleuchten bzw. eine indirekte Beleuchtung bei. Die Möblierung sollte entsprechend proportioniert gewählt werden – also nicht zu hoch und wuchtig, da massive, dunkle Objekte den Raum noch niedriger wirken lassen. Große Glasflächen und Spiegel haben eine öffnende, erhellende Wirkung. Auch die geschickte Anordnung von Bildern kann die Vertikale im Raum betonen.
Das Problem von zu viel Höhe
Auch eine überdurchschnittliche Raumhöhe ist nicht jedermanns Sache. Begehbare Zwischenebenen können hier Stauraum oder Rückzugsort bieten und dem Raum eine ganz besondere Atmosphäre geben. Große, hohe Wand- und Deckenflächen bieten auch Platz für Kunst, sonstige Wandgestaltungen oder Elemente, die von der Decke in den Raum ragen und eventuell mit zusätzlichen Funktionen wie Licht oder anderen technischen Raffinessen ausgestattet werden können.
Fließende Übergänge bringen Flexibilität
Vor allem kleine Wohnflächen profitieren nicht von einer kleinteiligen Aufteilung in möglichst viele abgeschlossene Räume. Natürlich wünschen wir uns alle private Rückzugsbereiche, wobei das nicht unbedingt beengte Boxen sein sollten. Mithilfe von flexiblen Raumteilern, Öfen, Schiebetüren oder Sideboards ist es oft gut möglich, Kinderzimmer abzutrennen oder offene Wohnräume locker in mehrere Bereiche zu gliedern, ohne dabei gleich raumhohe Wände aufzuziehen.
Blickbeziehungen schaffen Weite
Sichtachsen innerhalb der eigenen vier Wände und über Fensterflächen weiter nach draußen lassen beispielsweise Wohnräume, Treppenhäuser oder Gänge luftiger und weiter erscheinen. Fällt ein Blick über mehrere horizontale oder vertikale Ebenen hinweg und prallt nicht ständig an eine massive Wand, fühlen wir uns wohler und befreiter. Auch Spiegel können diese Blickführungen positiv beeinflussen und bringen zusätzlich Helligkeit in den Raum.
Ab ins Eck
So mancher tendiert dazu, seinen Esstisch oder das Bett mitten im Raum zu platzieren. Das macht allerdings meist nur dann Sinn, wenn ausreichend Platz rund um das entsprechende Teil zur Verfügung steht und es so richtig zur Geltung kommt. Möchte man einen kleineren Raum nicht vollständig zustopfen, ist es ratsam, diese Möbel ins Eck oder einer Wand entlangzustellen, was übrigens auch viel Geborgenheit mit sich bringt. Auch in jedem Restaurant sind die Eckplätze heiß begehrt.
Fenster können mehr als Ausblick sein
Fenster waren meist Ausblick- und Frischluftspender oder wurden bestenfalls von Topfpflanzen bewohnt. Gerade im Neubau werden immer häufiger tiefe Fensterlaibungen als aussichtsreiche, platzsparende Sitzgelegenheit genützt. Egal ob beim Esstisch, im gemütlichen Couchbereich oder im Kinderzimmer – die Fensterbank wird nicht selten zum absoluten Lieblingsplatz.
Alles aus einem Guss
Müssen wir uns mit sehr kleinen Räumen zufriedengeben und möchten uns trotzdem nicht bedrängt fühlen, ist es oft ratsam, diese Ton in Ton zu gestalten. Gerade bei winzigen Bädern oder in schmalen Gängen ist ein cleaner, fließender Übergang von Wänden, Decken, Böden und Einbaumöbeln mit Stauraum oft die beste Lösung. Je mehr unterschiedliche Farben, Formen und Strukturen, desto kleiner wirkt der Raum.
Text: Caterina Molzer-Sauper
Fotos: Pexels/Dominika Roseclay & Yan Krukau