Immer mehr Menschen finden zurück zur Natur- und Kräuterheilkunde. Man nennt sie auch Erfahrungsmedizin. Nadeln und Zapfen der Lärche etwa lassen sich – ähnlich einem Zirbeler – alkoholisch ansetzen, die Nadeln kann man verräuchern und das getrocknete Pech ist quasi ein Allheilmittel. Man braucht allerdings etwas Glück, um es zu finden. Lärchenpech kann man bei Ohrenschmerzen genauso anwenden wie bei Schnupfen oder Husten als Brustbalsam. Es wirkt als Zugsalbe, wenn man sich einen Schiefer eingezogen hat, es wärmt kalte Füße und hilft gegen Muskelkater und es unterstützt die Wundheilung. Kurzum: Die Lärche ist super.
Neben den Früchten des Waldes sind es vor allem die Kräutlein, die uns Gutes tun. Gegen alles ist ein Kraut gewachsen, sagt der Volksmund. Und damit quasi für alles. Seit jeher wissen wir Menschen verschiedenste Kräuter für unsere Gesundheit zu nutzen. Kräuter lindern Schmerzen, wirken Entzündungen entgegen und steigern unser Wohlbefinden. Kurzum: Sie tun unserem Innen und Außen gut, unterstützen den Körper und streicheln die Seele. Das Schöne an der Natur ist, dass die meisten Pflanzen eine vielfache Wirkung entfalten und in Kombination mit anderen oft wahre Wunder bewirken. Spitzwegerich zum Beispiel hilft bei Mückenstichen, da juckreizstillend und entzündungshemmend, ist als Sirup ein gutes Hustenmittel und gemeinsam mit Honig stärkend für Kinder. Der Rotklee ist ein ebenso fantastisches Pflanzerl. Er enthält Östrogen, Asparagin, Mineralstoffe und Vitamine und wirkt als Tee gegen Husten oder Durchfall und hilft durch die Wechseljahre. Auch in der Kosmetik verfehlt er seine Wirkung nicht und ist im Bereich des Anti-Aging eine gern genommene Zutat. Kein Wunder, dass ihn selbst die konventionelle Kosmetik bereits für sich entdeckt hat.
Übrigens ist auch der Löwenzahn ein durchwegs tolles Gewächs. Unter anderem ist er gut zu Leber, Galle und Nieren, unterstützt die Darmtätigkeit und Entschlackung, erfrischt, reinigt und stärkt. Er lässt sich einfach zu Honig oder Sirup verarbeiten oder als Salat genießen. Hat man uns als Kinder noch beigebracht, die Finger vom Löwenzahn zu lassen, weil die Milch giftig sei, so sind seine Blätter in der Küche schon lange keine Fremdlinge mehr. Die Milch indes ist gar nicht giftig, macht jedoch an der Kleidung Flecken, die sich schwer entfernen lassen. Die kleine Notlüge war also dafür gedacht, die Kinder vom Pflücken abzuhalten.
Zurück zu den Wurzeln
Seit Jahrhunderten schätzen wir die wohltuende Kraft des Krautes. Die Natur hat uns dabei so viel zu geben, wenn wir ihr mit offenen Augen und Armen begegnen. So wie Grete Wildauer, in deren Naturgarten zahlreiche Heilkräuter wachsen, die sie zu Tees, Wurzelpulver, Säften, Tinkturen und Salben verarbeitet. Schon als Kind hat sie sich der Natur zugewandt, nicht zuletzt, weil sie mit fünf Jahren an Rheumatismus an den Beinen erkrankt und ihr ihrer Großmutter eine wahrlich sonderliche Kur verschrieb: Sie musste des Öfteren am Wochenende in einen Ameisenhaufen steigen und sich von den Tierchen beißen und zwicken lassen. Dazu gab’s reichlich Brennnesseltee. „Mein Rheumatismus wurde von Woche zu Woche besser. Seither interessiere ich mich für Pflanzen. Später hatte ich dann die Möglichkeit, einen großen Kräutergarten anzulegen“, erzählt sie im Vorwort zu ihrem Buch, in dem sie ihr Wissen praktischerweise weitergibt.
Früher wurde in den Familien alles aufgeschrieben oder mündlich übermittelt, was sich an Hausmitteln und Rezepten bewährt hatte. Dieser Tradition folgt Grete Wildauer, sammelte die besonderen Rezepte eines reichen Familien- und Frauenlebens und hat sie zwischen zwei Buchdeckel gepackt. In „Gretes Kräuterschätze“ ist kurz und bündig alles erklärt, was man wissen muss.
Text: Marina Bernardi
Fotos: Tom Bause
Aus: Dahoam Sommer 2022