Nehmen wir an, jemand peilt in 20 Jahren ein Vermögen von 500.000 Euro an. Als Startkapital stehen 20.000 Euro zur Verfügung und es ist eine Nettorendite nach Spesen und Steuern von zwei Prozent zu erwarten. Dann müssten monatlich exakt 1.595,65 Euro angespart werden. Selbst bei ambitionierten fünf Prozent Nettoertrag nach Kosten und Steuern müssten noch immer monatlich 1.096,67 Euro auf die Seite gelegt werden. Das ist vereinzelt zu machen, doch für einen österreichischen Durchschnittsverdiener mit einem unselbständigen Einkommen von im Schnitt monatlich 2.301 Euro (Quelle: Statistik Austria bezüglich Nettoeinkommen 2019) wäre bereits eine monatliche Ansparung von 500 Euro (ca. 22 Prozent des Einkommens) relativ hoch.
Doch die größte Herausforderung kommt erst, nämlich die Inflation. Als Allheilmittel dagegen sieht der Durchschnittsösterreicher die Anlegerwohnung, deren Mieteinnahmen an den Verbraucherpreisindex gekoppelt sind. Das mag zwar von Vorteil sein, aber infolge der starken Wertsteigerungen der vergangenen Jahre sind die Mietrenditen quer durch Österreich auf zwei bis drei Prozent geschmolzen. Bestenfalls können Anleger hierin einen Teil der Gelder parken, die sie bereits verdient haben, um unter guten Bedingungen noch einen realen Erhalt des Vermögens zu erreichen.
Im Euroraum weisen Staatsanleihen guter Bonitäten häufig Negativrenditen auf. Emittenten bekommen von den Gläubigern Geld fürs Schuldenmachen, was eigentlich bizarre Verhältnisse sind. Hinzu kommt eine Überteuerung des US-Aktienmarktes. Rückschläge an den Aktienmärkten und vor allem am Bondmarkt sind vorprogrammiert. Doch die Geldpolitik könnte hier schnell wieder entgegensteuern. Auf der anderen Seite winken Nachholeffekte beim Konsum, sobald die Pandemie endgültig vorbei ist. Dazu Gerhard Massenbauer in seinem aktuellen Buch „Die kommenden Roaring Twenties“: „Ich gehe davon aus, dass es in großem Umfang zu Nachziehkonsumation kommen wird. In der EU und den USA hat sich die Sparquote 2020 verdoppelt. Von neun Prozent der Einkommen auf rund 18 Prozent des verfügbaren Einkommens. Runtergebrochen auf das Bruttoinlandsprodukt bedeutet das ein Potential von zusätzlichem Konsumvolumen von rund fünf bis sechs Prozent des BIP in den ersten 18 Monaten Post-Corona“ und er ergänzt: „Wenn in Post-Corona dann auch die Nachfrage der Konsumenten anspringt, kann die Fähigkeit des Angebots zur Lieferung benötigter Rohstoffe leicht überfordert werden. Dabei ist zu bedenken, dass es seit 2013 einen breiten Niedergang der Rohstoffpreise gab. Solche langjährigen Entwicklungen haben Auswirkungen, die bei einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage hohen Preisdruck zur Folge haben. Bergbaukonzerne halten sich bei der Exploration zurück: Die Bereitschaft, in die Erschließung neuer Vorkommen zu investieren, ist durch Umweltauflagen zum einen komplizierter und teurer geworden, zum anderen aufgrund der schwachen Preisentwicklung fast ins Nichts gesunken. Ein plötzlicher Sprung in der Nachfrage kann für einige Zeit nicht mit einem steigenden Angebot ausgeglichen werden. Die Preise würden steigen.“ Die Profiteure sind Energie- und Rohstoffwerte. Vor allem Ölaktien und diverse Bergbautitel sollten profitieren.
Sparpläne in Goldminen- und Bergbauaktienfonds, Energie-Aktien-Fonds, aktiv gemanagte bewährte Mischfonds mit Qualitätsaktienfokus und Beimischung von Gold und/oder Rohstoffen, aber auch ergänzend dazu Nahrungsmittel-Aktienfonds bzw. generell defensive Aktienfonds wären eine gute Ausgangsbasis. Darüber hinaus macht auch die Berücksichtigung von trendfolgenden Futures-Fonds, vor allem jenen Sinn, die sich auch stärker am Rohstoffmarkt engagieren
Text: Michael Kordovsky