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Geld

Investieren in Luxus

2.9.2024

Was haben François Pinault und seine Familie mit einem Vermögen von 22 Milliarden US-Dollar und Bernard Arnault (plus Familie) mit einem Vermögen von 184 Milliarden US-Dollar gemeinsam? Beide sind Hauptaktionäre von Luxusartikelherstellern. Der Aktienkurs von Arnaults LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) stieg in den vergangenen 15 Jahren um 1.015 Prozent, Pinaults Kering um 251 Prozent. Während LVMH in den vergangenen Jahren weiter für Kurgewinne sorgte, erlitt Kering hingegen Kursverluste von minus 41 Prozent auf fünf Jahre. Das gesamte Luxussegment bleibt allerdings aussichtsreich.

Per Saldo liegt der S&P Global Luxury Index auf Fünfjahressicht 9,8 Prozent per anno im Plus, auf Jahressicht hingegen liegt das Minus bei 9 Prozent (per 16. August 2024). Die jüngste Konsolidierung bietet durchaus Einstiegschancen. Denn die asiatisch-pazifische Region, auf die rund 40 Prozent der Umsätze mit Luxusgütern fallen, war von 2020 bis 2022 stark von Coronamaßnahmen betroffen, im laufenden Jahr halten sich wegen der mäßigen Konjunktur die chinesischen Käufer*innen zurück. Trotzdem sollte der globale Luxusartikelmarkt laut einer Studie von Fortune Business Insights von 2023 bis 2030 um CAGR 4,7 Prozent jährlich auf 392,40 Milliarden US-Dollar wachsen.

Die Auswahl der passenden Aktien

Die Luxusbranche ist stark von Markentrends geprägt. Ein gutes Marketing und Branding sind die wichtigsten Faktoren. Geld indes ist genügend vorhanden: Laut Forbesliste 2024 gibt es weltweit 2.781 Milliardäre mit einem Gesamtvermögen von 14,2 Billionen Dollar. Doch in diesem Markt punkten primär wenige etablierte teure und hochwertige Marken, die sich faktisch nicht kopieren lassen. Das mittlere und untere Preissegment bei Luxusgütern hingegen ist teils stark rückschlagsgefährdet, sobald gewisse Modeströmungen nachlassen oder sich bedingt durch Wirtschaftsflauten in wichtigen Absatzmärkten die Käufer*innen zurückhalten. Wirklich mit zeitlosen Marken etabliert haben sich vor allem der Schweizer Uhrenhersteller Richemont, LVMH, Hermés, Ferrari, Porsche, Mercedes-Benz, Prada und der Yachtenhersteller Sanlorenzo.

Die Platzhirsche der Luxusbranche

LVMH bleibt ein Basisinvestment im Luxussegment. Das Unternehmen erzielte 2023 einen Umsatz von 86,2 Milliarden Euro, was einem organischen Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, wobei die Sparte Mode und Lederwaren mit einem organischen Umsatzwachstum von 14 Prozent auffällig stark abschneidet. Der Nettogewinn/Aktie konnte weiter von 28,05 auf 30,34 Euro gesteigert werden. Im ersten Halbjahr 2024 zeigten sich vor allem die Wein- und Spirituosensparte sowie der Bereich Uhren und Juwelen schwächer, während der Handel und die Parfüm-/Kosmetiksparte expandierten. Generell profitiert LVMH von seiner Diversifizierung über verschiedene Luxussegmente hinweg, außerdem hat die Übernahme von Tiffany & Co. im Jahr 2021 die Position des Unternehmens im Schmucksektor weiter gestärkt. Von 2019 bis 2023 lag das Gewinnwachstum/Aktie bei jährlich 20,8 Prozent, für den Zeitraum 2024 bis 2027 rechnen Analysten mit weiteren Zuwächsen von 10,4 Prozent per anno. Das für 2026 geschätzte KGV von 18,1 (bei Kurs von 658,30 Euro) ist somit sogar günstig.

LVMH hat sich 2010 an einem anderen französischen Luxusunternehmen beteiligt, nämlich an der 1837 gegründeten Hermés. Vorrübergehend hielt LVMH sogar rund 23 Prozent, ehe nach einem mehrjährigen Disput mit der Gründerfamilie von Hermés LVMH seine Anteile wieder veräußerte. Die Aktienmehrheit von 66,7 Prozent halten aktuell über 50 Mitglieder der Gründerfamilie, 32,5 Prozent der Aktien befinden sich in Streubesitz. Mittlerweile führt die sechste Generation das Unternehmen, dessen ursprüngliche Kernkompetenz in Pferdesätteln und Lederwaren liegt. 2023 verfügt Hermés über 75 eigene Produktions- und Ausbildungsstätten, davon 60 in Frankreich. Zu den Produkten des Unternehmens zählen Handtaschen, Geldtaschen, Seidenschals, Bekleidung, Schuhe, Juwelen, Uhren und Schmuck. Der Bereich Leder- und Sattelwaren macht 2023 rund 41 Prozent des Konzernumsatzes aus. Zweitwichtigste Sparte ist „Bekleidung und Accessoires“ (29 % des Konzernumsatzes), die 2023 mit einem Plus von 28 Prozent am stärksten wuchs. 2023 konnte das Unternehmen den Umsatz um insgesamt 21 Prozent (auf Basis konstanter Wechselkurse) auf 13,43 Milliarden Euro steigern. 57 Prozent der Umsätze werden dabei im asiatisch-pazifischen Raum erzielt, Europa macht nur 22 Prozent aus. Alle Regionen indes wiesen ein zweistelliges Wachstum auf. Der Nettogewinn der Anteilseigner konnte von 2022 auf 2023 von 3,37 auf 4,31 Milliarden Euro gesteigert werden. Mit einer Eigenkapitalquote von 74,3 Prozent und Cashreserven von 10,63 Milliarden Euro (mehr als die Hälfte der Bilanzsumme) ist das Unternehmen faktisch schuldenfrei.

Der Fall Gucci

Während die Hermes-Aktie in den vergangenen fünf Jahren 252 Prozent zulegte, liegt per 16. August 2024 Kering 41 Prozent im Minus und der Abwärtstrend der Aktie setzt sich weiter fort. Doch was läuft bei den Marken von Kering nicht konform mit den Erwartungen der Anleger? Im Bereich Couture (hochwertige Designermode) und Lederwaren verfügt Kering über die Marken Gucci, Saint Laurent, Bottega Veneta, Balenciaga, Alexander McQueen und Brioni. Hinzu kommen die Schmuckmarken Boucheron, Pomellato, DoDo und Qeelin. 2015 hat Kering das Brillenstandbein mit heute 14 Marken aufgebaut.

Ein Fallbeispiel aus diesem Markenportfolio, das zeigt, wie schnell sich Modetrends ändern, ist Gucci, einst das Zugpferd von Kering. Heute hat die Marke Medienberichten zufolge vor allem in Asien an Bedeutung verloren. Nun erfolgt unter dem neuen Kreativchef Sabato De Sarno ein Wechsel zu einer minimalistischeren und eleganteren Linie. Wie der asiatisch-pazifische Markt inklusive Japan (insgesamt 42 % des Konzernumsatzes von Kering) darauf reagiert, bleibt abzuwarten. Kering ist sehr stark modelastig: Der Umsatz von Gucci liegt bei 9,87 Milliarden Euro bzw. 50,4 Prozent des Konzernumsatzes. Es folgen Yves Saint Laurent und Bottega Veneta mit einem Anteil von 16,2 bzw. 8,4 Prozent. Während die Umsätze dieser Marken umgerechnet auf einen vergleichbaren Level stagnierten, lag 2023 auf dieser Berechnungsbasis das Umsatzplus der Brillensparte bei elf Prozent (auf 1.568 Millionen Euro). Der Löwenanteil des wiederkehrenden Betriebsergebnisses fällt auf Gucci. Somit steht und fällt die weitere Entwicklung von Kering mit der Marke Gucci und der Fähigkeit des Managements, mögliche weitere Rückgänge bei bestehenden Modemarken mit der Expansion im Brillengeschäft zu kompensieren.

2023 war bei einem Umsatzrückgang um vier Prozent der Gewinn/Aktie von 29,31 auf 24,37 Euro rückläufig. Die Eigenkapitalquote von 38,7 Prozent hingegen ist akzeptabel. 2024 sollte das Ergebnis/Aktie weiter zurückgehen, ehe es dann wieder aufwärts gehen könnte. Sollte es keine fundamentalen Enttäuschungen in den kommenden Quartalen geben, dann winken nach einer charttechnischen Bodenbildung im Aktienkurs wieder kräftige Kursgewinne.

Luxus-Selbstläufer

Grundsätzlich ist eine breite Diversifikation richtig, denn je geringer die Anzahl an Aktien in einem Depot ist, desto stärker fallen unternehmensspezifische Risiken ins Gewicht. Doch in der Luxusbranche gibt es nur eine kleine Gruppe ausgewählter Marken, die als Dauerbrenner bezeichnet werden können, bzw. nur wenige Unternehmen, die auffallend kontinuierlich erfolgreich sind. Als Basisinvestments können beispielsweise LVMH und Hermés dienen. Der Leder/Textil-Bereich kann gut mit Prada und Ralph Lauren abgedeckt werden. Ergänzend für den Parfümbereich kann noch ein Blick auf Givaudan (Schweiz), den größten Hersteller von Aromen und Duftstoffen, geworfen werden, der Rasur- und Körperpflegeartikeln, Parfüms, aber auch Lebensmitteln, Getränken und Haushaltsartikeln „das gewisse Etwas“ verleiht. Das Unternehmen beliefert unter anderem hochwertige Parfümhersteller und zeichnet sich auch in schlechten Zeiten durch Ertragskraft aus. Der freie Cashflow des Unternehmens wuchs von 2019 bis 2023 um vier Prozent per anno, der Gewinn/Aktie um 6,3 Prozent per anno. Zwar erscheint ein für 2026 geschätztes KGV von 32,3 (Quelle: MarketScreener) etwas ambitioniert, doch durch die einzigartige Marktstellung des Unternehmens ist es durchaus gerechtfertigt. Der hochwertige Kosmetikbereich kann indessen mit L’Oréal abgedeckt werden, dessen Gewinn/Aktie von 2017 bis 2023 um 9,3 Prozent jährlich wuchs. Selbst 2020 hielt sich der Gewinnrückgang in engen Grenzen. Von 2024 bis 2028 sollte laut Analystenschätzungskonsens unter finanzen.net der Gewinn/Aktie um acht Prozent per anno weiter wachsen. Ein für 2026 geschätztes KGV von 25,4 (bei Kurs von 384,75 EUR) ist durchaus gerechtfertigt. Im gehobenen Luxussegment stellen Richemont, Sanlorenzo und Ferrari passende Basisinvestments dar.

Wer das Luxusthema etwas breiter aufstellen möchte und bestrebt ist, die einzelnen unternehmensspezifischen Risiken zu minimieren, muss in passende ETFs investieren. Ein Beispiel ist der Amundi S&P Global Luxury UCITS ETF EUR.

Text: Michael Kordovsky

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